Friday, December 14, 2007

Auf den Weg zu den heiligen Seen von Gosainkunda

Es hat geklappt und ich durfte fuer acht Tage in die wunderbare nepalesische Bergwelt eintauchen! Gemeinsam mit Manjit (dem Chef des Hotels, in dem ich lebe) und Rene aus den Niederlanden machte ich mich auf den Weg zu den heiligen Seen von Gosainkunda. Diese liegen im Langtang Nationalpark noerdlich von Kathmandu und der Mt.Langtang an sich ist ueber 7000m hoch. Insgesamt befinden sich ueber 180 Seen, wobei ich maximal 6 gesehen habe. Der heiligste See ist Gosainkunda, er entstand dadurch das Gott Shiva seinen Trisul in den Berg geschlagen hat und daraus die Quelle entspringt. Tausende von Hindus pilgern jaehrlich im August zu diesen See, um ein rituelles Bad zu nehmen und sich zu reinigen. Karina und ihre Begleiter waehlten dafuer die etwas "kuehlere" Jahreszeit und ich bin echt froh, dass ich kein Hindu bin, denn unglaublich aber Manjit hat gleich 3mal ein rituelles Bad im teilweise zugefrorenen See genommen!!!
Aber nun nochmals zum Beginn unserer Trekkingtour. Diese war naemlich absolut aufregend fuer mich. Eine 8stuendige Busfahrt von Kathmandu nach Dunche stand uns am 2. Advent bevor. Dabei befand sich in diesem Bus echt alles an Essen(Reis, Spinat, Gemuese usw.in mega grossen Saecken und Koerben) und die geliebten Haustiere, wie Huehnchen und co. reisten ebenfalls mit. Wer keinen Platz im Bus mehr fand, reiste auf dem Dach mit. Dies ist auch gar nicht so gefaehrlich wie man vielleicht glaubt, denn mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 15-20km/h ist es sogar ganz angenehm. Nach der Haelfte der Strecke wechselte die bisherige "Strasse" in einen Zustand, den ich wirklich nicht mehr als befahrbar geglaubt haette. Gerade so breit wie der Bus, alle 300m eine Ausweichstelle fuer den Gegenverkehr, kopfgrosse Geroellsteine, Schlagloecher....und dann das spannendste: rechts stetig ca. 200-500m gerader Abhang, links die Felsenwand. Aber die Aussicht war grandios und mein Vertrauen in den Busfahrer (ca.22Jahre) nach Ankunft in Dunche endlich vorhanden :) Doch eins war mir sicher, ich fahre auf gar keinen Fall mit den Bus zurueck sondern bewaeltige die Trekkingtour, egal was kommt!
Am naechsten Tag verliessen wir Dunche ab sofort alles per Fuss eine andere Variante gibt es ja dann auch nicht mehr. Wir stiegen ca. 1400 m auf nach Sing Gompa (3300m), wo wir die erste Nacht in einsamer Stille verbrachten. Lediglich die ca. 10 "Dorfbewohner" kamen am Abend in die gleiche Lodge, um sich am hauseigenen Kino zu erfreuen.(echt putzig, ein s/w TV mit ca. 15cm Bildschirm, dazu ein DVD-Player mit nepalesischen Liebesfilmen). In Shing Gompa steht eine alte Gompa (Kloster tibet. Moenche) welche jedoch nicht mehr genutzt wird. Der naechste Morgen war wunderschoen, allerdings war es sehr schwierig auf Toilette zu gehen, da der Boden mit einer absoluten Eisschicht gefroren war und auch sonst das Spuel- und Waschwasser erstmal von einer Eisschicht befreit werden mussten. Dieses Spielchen wurde immer komplizierter je hoeher wir kamen, denn das "Bad"/Toilette befinden sich in der Regel an einen Aussenanbau bzw. 20m ueber den Hof. Ich sag euch, es ist echt nicht angenehm, wenn man fruehs um vier dringend auf Toilette muss, da minus 10 Grad herrschen und einem kuschlig warm im Schlafsack ist! Ein einzigster Ofen befindet sich in allen Lodges im Aufenthaltsraum, sodass wir im Schlafraum Temperaturen zwischen -3 bis -8 Grad hatten. Aber ueberall gibt es zusaetzlich Decken, so dass man nicht frieren muss. Aber verlassen wir Sing Gompa, denn am naechsten Tag ging es weiter bis nach Leurebina (3900m), welches aus insgesamt 3 Haeusern besteht! Dort trafen wir auf eine nette kleine tibetische Familie, die fuer uns gesorgt hat. Ich durfte lange Zeit das Baby auf den Arm halten, wobei mir aber nicht ganz wohl war...Die Kleinen tragen naemlich keine Windeln! Wenn die Hose nass ist, wird sie am Ofen aufgehaengt, bis sie trocken ist und dann wird sie wieder angezogen. Mit dem Waesche waschen ist das halt wirklich schwierig, kaltes Wasser minus Grade, selbst mein Waschlappen gefror nach 10min draussen haengend. Nur wenn die Sonne direkt darauf scheint, dann wird die Waesche annaehernd trocken. Die Kinder in diesen Hoehen gehen nicht mehr zur Schule, wo auch? Und das aeltere Maedchen konnte noch nicht einmal Nepali sprechen, sondern nur Tamang, die Sprache der Tibeter. Naja wir haben uns ja auch ca. 10km Luftlinie von Tibet aus befunden. Am naechsten Tag ging es dann zu unserem Ziel den See von Gosainkunda (4300m) vorbei an einem kleinen Tempel wo Shiva seinen Trisul verloren hat-habe ihn aber auch nicht gefunden!
Am fruehen Nachmittag sind wir dort angekommen, so dass Manjit sein Ritual abhalten konnte:Erst wurde zum See gebetet, ihm Geld zugeworfen und dann ist er 3mal reingegangen und hat sich gewaschen-je oefter man das macht, um so reiner wird man! Im Anschluss ging er zum Tempel und ganz zum Schluss soll man den See im Uhrzeigersinn umrunden. Rene hat sich aus Freundschaft zu Manjit ebenfalls im See gebaden. Doch ich bin dann doch ein Weichei geblieben: Bei minus 5 Grad in der Sonne und vielleicht 1-2 Grad Wassertemperatur-da bleib ich lieber unrein. Ich hab den See aber ein paar Geldmuenzen geschenkt, dass stimmt ihn bestimmt auch gnaedig und bringt mir Glueck :)
Bis dahin war alles an mir fit, keine Beschwerden, doch dann kam Tag 4!
Als erstes ging es ueber einen Pass von 4600m und ich konnte das erste Mal in himalischen Schnee laufen und dann ging es ca. 1000m nach unten. Das war alles vollkommen ok. Nur in Phedi teilte man uns mit das es ca. 1,5h nach Gopthe (3150m) sind, wo wir uebernachten wollten. Ich dachte oh schoen, nicht mehr so viel Hoehenmeter und auch sonst ganz entspannt...aber Pustekuchen. Es war ein absolutes bergauf und bergab mit einigen Klettersteigen und an den Nordseiten immer mit Schnee und Eis bedeckt...Nach ueber 3h erreichten wir dann unser Ziel!
Vielleicht koennt ihr es euch denken: ja ich habe den schlimmsten Muskelkater meines Lebens erlitten und dann am naechsten Tag wieder ueber 1300m nach unten und ca. 1000m nach oben. Das Langtang-Gebiet ist bekannt fuer sein staendiges auf und ab und wird sogar als schwierigste Region bezeichnet. Dafuer ist es aber auch mit das schoenste und all die Muehe hat sich gelohnt!Ich habe keinen einzigsten Meter bereut und werde sicher nochmal in das Gebiet zum Trekken gehen. Ab Gophte ging es nochmal auf nach Thare Pati(3600m) ein wirklich wunderschoener Ort, von welchen aus man nochmals die ganze Himalaya-Bergkette bestaunen kann. Wir hatten zudem echt Top-Wetter und die ersten vier Tage keine Wolken-nur blauer Himmel. Besonders in der Nacht erhebt sich ein einmaliger Sternenhimmel-fuer alle Romantiker unter euch ein absolutes Muss!!!
Nach Thare Pati verliessen wir das Langtang-Gebiet und stiegen ab ins Helambu-Tal. Dort soll es die schoensten Frauen Nepals geben, was besonders Rene gefreut und neugierig gemacht hat! Und tatsaechlich haben wir einige sehr schoene "Exemplare" gesehen. Desweiteren leben dort die Sherpa-Familien, d.h. die Menschen die alles tragen-unglaublich bereits Kinder tragen Sachen, die ich kaum heben kann!Und dann ueberholen sie dich mit bis zu 80 kg auf dem Ruecken auch noch bergauf! Da kommt man sich schon komisch vor!
Die restlichen 2 Tage kamen wir gut voran, der Weg fuehrte uns durch die Reisfelder an einsamen Bauernhoefen vorbei und zum Abschluss ging es nochmal durch einen weiteren Nationalpark - Shivapuri Water Reserve.
Und nachdem ich 7 Tage noch nicht einmal ein Flugzeug! gehoert habe und nur auf wenig Menschen getroffen bin-steht man schwups die wups im absoluten Verkehrschaos von Kathmandu, alles ist laut, in Thamel(mein Stadtteil, wo ich lebe) hat sich mittlerweile eine 150m lange Muellstrasse gebildet, da die Muellabfuhr streikt und die Lunge wird mit Smog gefuellt!
Da will man am liebsten gleich wieder in die Abgeschiedenheit fluechten. Die Menschen in den Bergen geniessen ihr Leben, sind zufrieden und bekommen zum Glueck auch nix von den Problemen auf der Welt mit!
Naja aber Karinchen hat sich schon wieder gut eingelebt, arbeitet wieder ein bisschen und freut sich schon auf ihren naechsten Trek.
Uebrigens bin ich echt stolz auf mich, ich hab fuer die acht Tage nur meinen 35l Rucksack verwendet incl. Schlafsack und einigen dicken Winterklamotten!
Fuer die Weihnachtszeit hab ich mir einen Zweig einer Himalayatanne mitgebracht, die Menschen in den Bergen haben mich zwar ausgelacht, aber dafuer habe ich es nett in meinen Zimmer! Und ich habe Tannen gesehen, die muessen wirklich steinalt sein, so riesig und wunderschoen!!!
Gut jetzt hab ich aber jede Menge geschrieben, koennte noch viel mehr sein, aber dann lest ihr vielleicht wirklich nicht weiter?
Deshalb sag ich jetzt erstmal Tschuess bis zum naechsten mal....
euch allen eine schoene Vorweihnachtszeit...
Eure Karina

PS: Ich weiss ihr vermisst die Fotos, aber der PC will heut einfach nicht-sie kommen aber so schnell wie moeglich nach-versprochen!!!